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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

Institut für Philosophie
Stichwort: Kongress 2008
Universität Duisburg-Essen
Universitätsstr. 12
45117 Essen

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FAQ

Sektionsredner

Professor Dr. Horst Seidl (Rom, I) - Curriculum Vitae
Was ist Leben? Philosophische Antwort auf eine interdisziplinäre Frage

Abstract

1) Die Natur- und Geisteswissenschaften beschreiben bestimmte Lebensfunktionen, wie sie in ihren jeweiligen Forschungsbereichen beobachtet werden. a) So bestimmt z.B. die Biowissenschaft Leben aus den biochemischen Prozessen des Stoffwechsels und der Reproduktion in der lebendigen Zelle; b) die Psychologie aus den Erlebnisweisen menschlicher Existenz; c) die Geisteswissenschaften aus den geschichtlich und kulturell schöpferischen Tätigkeiten des menschlichen Geistes.

2) Sofern die Vertreter der Einzelwissenschaften über die Lebensfunktionen hinaus

auch über die Grundlage des Lebens bzw. die Lebensursache etwas mitteilen, äußern sie sich nicht im Namen ihrer Wissenschaft, sondern mehr aus ihrer menschlichen Erfahrung. Auf diese gesamtmenschliche Lebenserfahrung systematisch zu reflektieren, ist aber Aufgabe der Philosophie. Daher können die Äußerungen der Einzelwissenschaften über jene Lebensgrundlage oder -ursache Thema einer philosophischen Erörterung werden.

a) Die Versuche der Biowissenschaft, die Ursache des Lebens rein physikalisch-chemisch auf Kräfte in den Genen zurückzuführen, mit der Erwartung, eines Tages im Labor künstlich Leben herzustellen, lässt sich philosophisch so bewerten, dass die Gentechnologie immer Bestandteile der lebendigen Zelle verwendet, also nie Leben hervorbringt, sondern vorhandenes manipuliert. Dabei fällt auf, dass sie einerseits von "Lebensfunktionen" in der lebendigen Zelle spricht und von diesen Vorgängen ein operatives Verständnis ihrer Finalität bekundet, weshalb sie ja auch so großen Erfolg in ihrer Forschung hat. Andererseits leugnet sie in ihrer Theorie jede Zweckursache in der Natur; denn sie hat die Naturwissenschaften zum Vorbild. Da diese auf den materiellen Bereich beschränkt sind, liegt hier tatsächlich keine Zweckursache vor.

b) Die empirische Psychologie spricht zwar von den seelischen Phänomenen, aber ohne die Seele, und lehnt sie als substantielle Grundlage der seelischen Phänomene ab. Mit gewissem Recht, weil empirischer Forschung nicht mehr zugänglich. Aber die Philosophische Psychologie muss auf sie reflektieren.

c) Die Geisteswissenschaften beschränken sich heute ebenfalls auf die empirische Forschung der geistigen Äußerungen in allen Kulturbereichen, ohne sich mit Seele und Geist als ihrer Grundlage zu befassen, so dass hier für die Philosophie noch eine Aufgabe bleibt, in Anknüpfung an die abendländische Tradition. Beachtlich waren Versuche

von Philosophen, eine immaterielle Lebensursache wieder einzuführen - vgl. Drieschs Entelechiefaktor, Bergsons élan vital u.a. -, die aber auf vitalistische Syteme hinausliefen und dadurch philosophisch umstritten blieben.

3) Ergänzend zu den Lebensauffassungen der oben genannten Natur- und Geisteswissenschaften ergibt sich aus der Sicht der traditionellen Naturphilosophie und Anthropologie bzw. Psychologie, die ontologisch-metaphysisch begründet sind, dass - in der analogen Stufenordnung des Realen - das Leben die hohe Seinsweise der Lebewesen ist, und im Reich der Lebewesen, die wiederum auf verschiedenen Stufen auftreten, der Mensch die höchste Seinsstufe innehat, die vollkommenste Form des Lebens. Die Seele aber ist per Definition die Lebensursache, die auf den verschiedenen Lebensstufen eine je verschiedene spezifische Form hat.

4) In verschiedener Weise bemühen sich heute Philosophen, zwischen den Naturwissenschaften und dem menschlichen Leben, auf das diese einwirken, zu vermitteln. Ein Versuch ist der von Husserl (Krisis der europäischen Wissenschaften) mit Herausstellung der subjektiven Lebensintentionen der Menschen. Ein anderer wäre, die objektive Zweckmäßigkeit der Natur - auf ihren verschiedenen Lebensstufen - herauszustellen, von den niedrigen bis zu den höchsten, dem menschlichen Leben, was der gentechnischen Forschung Orientierung bieten könnte. Zugrunde liegt das schlichte Selbstbewusstsein des Menschen von seinem eigenen Sein bzw. Leben, ohne das wir weder in der Philosophie, noch in der Biowissenschaft vom Leben sprechen könnten.

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Curriculum Vitae von Professor Dr. Horst Seidl

Studium:
  • Bis 1965: Latein, Griechisch, Geschichte, Philosophie (München). Abschluss: Dr.
Promotion:
  • 1965: Das Verhältnis der causa efficiens zur causa finalis in Aristoteles, De gen.an. (München)
Habilitation:
  • 1970: Der Begriff des Intellekts (nous) bei Aristoteles (München)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Pont. Università Lateranense
Forschungsschwerpunkt(e):
  • historisch: Platon, Aristoteles, Kant, Heidegger
  • systematisch: Erkenntnistheorie, Metaphysik, Ethik
  • Projekt Kultur- und Kunstphilosophie
Berufliche Stationen:
  • 1970 - 1979: Dozent und apl. Prof. f. Philosophie
  • 1979 - 1988: o.Prof. f. Antike Philosophie
  • 1988 - 2008: o.Prof. f. Allg. Ethik u. Antike Philos.
Wichtigste Publikation(en):
  • Sein und Bewusstsein, Olms-Verlag 2001
  • Vom Dasein zum Wesen des Menschen, ebd. 2001
  • Realistische Metaphysik, ebd. 2006
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