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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

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FAQ

Sektionsredner

Dr. Uta-D. Rose (Solingen)
Lebenswelt und politische Welt. Eine phänomenologische Analyse

Abstract

Lebenswelt und politische Welt

Die politische Welt ist Ergebnis menschlichen Handelns und eine „Welt“, von der wir je sprechen, ohne sie als solche zu thematisieren. Entgegen der Lebenswelt, die Husserl zufolge als vertrauter „Boden“ und „Universum vorgegebener Selbstverständlichkeiten“ gilt, stellt die politische Welt den Bereich der Kontingenz und Unvorhersehbarkeit dar. Um der Kontingenz zu begegnen, steht im Zentrum des Nachdenkens über die Lage des demokratischen Gemeinwesens die Sorge um seine Stabilität und die Suche nach einem einenden Band für seine Bürger.

Der Beitrag will diejenigen Phänomene und Handlungsmomente deskriptiv-analytisch erfassen, die für die Stiftung der politischen Welt konstitutiv sind und die das Besondere der politischen Welt im Vergleich zur Lebenswelt, den „Sonderwelten“ oder der Welt als Ganzes ausweisen. Das geschieht mit dem Ziel, den Blick für politische Alltagsphänomene und damit zusammenhängende Möglichkeiten der Einflussnahme zu schärfen.

Die Überlegungen orientieren sich am politischen Denken Hannah Arendts. Im einleitenden Schritt steht der phänomenologische Weltbegriff Edmund Husserls. Er ermöglicht ein besseres Verständnis für das von Hannah Arendt formulierte „Zwischen“ oder für den „Zwischen-Raum“, der den Bereich des Politischen kennzeichnet und der - über Hannah Arendts Begrifflichkeit hinausgehend - mit dem Begriff der politischen Welt ein Arbeitsfeld für phänomenologische Analysen eröffnet.

Im zweiten Schritt werden diejenigen Phänomene aufgesucht, die die politische Welt konstituieren. Am Leitfaden der These Arendts, dass die menschlichen Tätigkeiten des Sprechens und Handelns die politische Welt stiften, werden die Phänomene dieses gegenseitigen Bedingungsgefüges entfaltet, die sich als ein Zusammenspiel erweisen, in welchem sie fast spielerisch von selbst weiterdrängen und sich gegenseitig immer wieder zu Geltung bringen. Offensichtlich wird, dass die politische Welt aus menschlicher Selbstleistung hervorgeht und folglich im Erfahrungsbereich eines jeden Menschen anzutreffen ist.

Wenn aber alles, was in der Politischen Welt vorkommt, Ergebnis menschlichen Handelns ist, dann ist auch alles durch Handeln bzw. Nicht-Handeln gefährdet. Das bedeutet, dass es auch Aufgabe der Bürger eines politischen Gemeinwesens ist, wachsam zu sein und auf Phänomene zu achten, die Veränderungen zur Folge haben.

Die Erfahrbarkeit des Bedingungsgefüges von politischer Welt und Handeln lässt in einem weiteren Schritt nach der Bedeutung der Lebenswelt fragen, die jene „Selbstverständlichkeiten“ bereit hält, aus denen zum Zwecke der Behandlung der kontingenten politischen Angelegenheiten geschöpft wird.

Abschließend liegt die politische Welt als ein komplexer Verweisungszusammenhang von Phänomenen vor, worin die Darlegungen einerseits zu einem gewissen Abschluss gelangen, andererseits aber auch die Vorteile einer phänomenologischen Analyse zeigen: Man kann immer wieder auf die schon zusammengetragenen Phänomene zurückgreifen und die Untersuchung erneut öffnen, wenn durch die Aktualität politischer Ereignisse Neues zur Erscheinung gelangt. Die Analysen können für die politische Bewusstseinsbildung fruchtbar gemacht werden, die sich in der Formulierung bestimmter Aufgaben und Ansprüche konkretisiert.

Somit zeigt sich in einem Epiphänomen, wie theoretisches Arbeiten in Praxis bezogenem Denken Wirkung entfalten kann, und dient damit der Dokumentation von möglichen Leistungen der Philosophie für Wissenschaft und Gesellschaft, einem der Ziele der Tagung.

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