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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

Institut für Philosophie
Stichwort: Kongress 2008
Universität Duisburg-Essen
Universitätsstr. 12
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FAQ

Sektionsredner

Professor Dr. Jörn Müller (Würzburg) - Curriculum Vitae
Zwei Typen von Unternehmensphilosophie. Lebensweltlich erprobte Reflexionen

Abstract

Unternehmensphilosophie ist in vieler Munde: So gut wie jeder wirtschaftliche Betrieb hat – wenn auch teilweise in etwas diffuser Verwendung des Begriffs – etwas vorzuweisen, wenn es um diese Thematik geht. Im Rahmen des Vortrags sollen einige grundlegende philosophische Überlegungen zu diesem Themenkomplex angestellt werden, die auf die Frage abzielen, welche Anforderungen an eine Unternehmensphilosophie sowohl im theoretischen als auch im praktischen Bereich zu stellen sind. Insofern diese Reflexionen sich auf Erfahrungen stützen, die ich in meiner Zeit als Unternehmensphilosoph bei der Biodata Information Technology AG (einem ehemals im NEMAX notierten Unternehmen), mögen sie – dem Untertitel gemäß – als lebensweltlich fundiert bzw. erprobt gelten; weiterhin zielen sie in Gestalt eines vorzustellenden Entwurfs auch wieder auf die (mögliche) Gestaltung der wirtschaftlichen Lebenswelt ab.

Die Ausführungen gliedern sich in drei Teile:

1.) In einem etwas kürzeren einleitenden Abschnitt sollen ein personal und ein institutionell orientierter Ansatz von Unternehmensphilosophie kontrastiert werden: Während das erste Modell v.a. auf die Ausbildung von adäquaten Reflexions- und Antriebsstrukturen bei den Führungskräften und Entscheidungsträgern im Unternehmen abzielt (also platonisierend gesprochen: die Könige selbst in Philosophen zu verwandeln sucht), fokussiert sich die zweite Option eher auf die Schaffung eines das gesamte Unternehmen umfassenden normativen Rahmens. Im Ergebnis wird herausgearbeitet, dass nur der institutionell orientierte Ansatz geeignet erscheint, ein sowohl philosophisch wie auch praktisch tragfähiges Konzept von Unternehmensphilosophie zu erarbeiten.

2.) Im zweiten Teil wird die Frage im Mittelpunkt stehen, wie eine solche Art von institutionell verfasster Unternehmensphilosophie, die ihren Niederschlag primär in entsprechenden Grundsatzdokumenten (codes of conduct u.ä.), findet auf der Betriebsebene in concreto erarbeitet werden kann. Dabei werden in idealtypischer Form zwei Modelle herausgearbeitet:

(a) ein ‚platonisches’ Modell, das die Erarbeitung einer Unternehmensphilosophie im Wesentlichen als eine Sache von „Experten“ betrachtet, die der gesamtbetrieblichen Praxis bestimmte Normen vorschreiben. Dabei handelt es sich um ein „top-down-Modell“, insofern die maßgeblichen Spielregeln und Gestaltungsziele, die in den Grundsatzdokumenten der Unternehmensphilosophie ihren Niederschlag finden, gewissermaßen von oben verordnet werden.

(b) ein ‚aristotelisches’ Modell, bei dem die Ausarbeitung der Unternehmensphilosophie einen eher evolutionären Charakter hat, insofern sie in konkreter Anknüpfung an die bereits vorhandene Unternehmenskultur entwickelt wird, ohne letztere in ihrer existenten Form als nicht-revidierbare Größe zu behandeln. Die Grundidee eines solchen Modells ist ein „bottom-up-Ansatz“, bei dem die Spielregeln und Gestaltungsziele sozusagen von unten im Rekurs auf Wertvorstellungen auf sämtlichen Ebenen des Unternehmens (also nicht nur in Bezug auf die Führungsspitze bzw. die Experten des platonischen Modells) entwickelt werden.

Diese beiden Modelle sollen in ihren Vor- und Nachteilen gegeneinander abgewogen werden, und zwar nicht zuletzt im Blick auf die Frage, welche motivationalen Potenziale sie jeweils zu ihrer praktischen Umsetzung innerhalb des Unternehmens bieten.

3.) Abschließend soll das ‚aristotelische’ Modell im Blick auf seine konkrete Realisierung bzw. Durchführbarkeit in der Praxis (und zwar im Anschluss an die oben erwähnten lebensweltlichen Erfahrungswerte) zur Darstellung gebracht werden: Wie gestaltet sich eine der Zielsetzung des Projekts angemessene Analyse der Unternehmenskultur, auf deren Basis die Erarbeitung der Unternehmensphilosophie ruht? Welche Prozeduren sind weiterhin geeignet, um die sich anschließende Formulierung entsprechender Grundsatzdokumente angemessen zu gewährleisten? Und welche Instrumente sind darüber hinaus zur Begleitung und Überwachung der Implementierung sowie zur dynamischen Weiterentwicklung der Unternehmensphilosophie selbst erforderlich?

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Curriculum Vitae von Professor Dr. Jörn Müller

Studium:
  • Bis 1997: Philosophie, Geschichte, Pädagogik (Bonn, Edinburgh). Abschluss: 1. Staatsexamen
Promotion:
  • 2001: Natürliche Moral und philosophische Ethik bei Albertus Magnus (Bonn)
Habilitation:
  • 2008: Willensschwäche im Denken der Antike und des Mittelalters (Bonn)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Würzburg
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Philosophie der Antike und des Mittelalters
  • Praktische Philosophie
  • Anthropologie und Psychologie
Berufliche Stationen:
  • 1/2002 - 12/2003: Wiss. Mitarbeiter
  • 12/2003 - 10/2007: Wiss. Assistent
  • 10/2007 - heute: Lehrstuhlvertretung
Wichtigste Publikation(en):
  • Natürliche Moral und philosophische Ethik bei Albertus Magnus, Münster 2001
  • Physis und Ethos. Der Naturbegriff bei Aristoteles und seine Relevanz für die Ethik
  • (ed.) Antike Philosophie verstehen, Darmstadt 2006
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