Sektionsredner
Professor Dr. Dieter Lohmar (Köln) - Curriculum Vitae
Zur Phänomenologie nicht-sprachlichen Denkens. Oder: Wie denken Primaten?
Abstract
Mein Beitrag wird an folgenden vier Thesen orientiert sein:
These 1: Die menschliche Sprache ist ein System der Repräsentation von Erinnerungen, Erkenntnissen und Absichten (System der Repräsentation). Es lassen sich aber prinzipiell auch andere Systeme der Repräsentation derselben Gegenstände mit vergleichbarer Leistung vorstellen. Ich meine damit nicht-sprachliche Repräsentationssysteme, die durch Wiederaufruf von Erinnerungen und Erkenntnissen deren Manipulation, Schlußfolgerungen aus ihnen und Planung der Zukunft erlauben (nicht-sprachliches Denken).
These 2: In bestimmten Hinsichten gibt es zwingende Argumente für die Existenz solcher nicht-sprachliche Systeme der Repräsentation beim Menschen und auch bei höher cerebralisierten Primaten. Dies wird für den Menschen aus seiner Evolutionsgeschichte verständlich und für Primaten aus deren faktischen kognitiven Leistungen.
These 3: Es läßt sich mit phänomenologischen Mitteln ein nicht-sprachliches System der Repräsentation in unserem eigenen Bewußtsein aufweisen. Menschen gebrauchen gleichzeitig (d.h. dual-modal) verschiedene Systeme der Repräsentation, d.h. neben der Sprache auch ein ‚älteres‘ nicht-sprachliches Repräsentationssystem aus phantasmatisch produzierten, szenischen Vorstellungen, zusammen mit Gefühlen und Gesten, das dieselbe Leistungsfähigkeit hat wie das sprachliche System.
These 4: Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass auch die nicht-menschlichen Mitglieder der Primatengruppe dasselbe nicht-sprachliche Repräsentationssystem kognitiver Inhalte verwenden, wie wir.
Curriculum Vitae von Professor Dr. Dieter Lohmar
- Mathematik, Philosophie, Pädagogik (Köln, Bonn, Wuppertal, Leuven)
- Köln
- Phänomenologie
- Transzendentalphilosophie
- Phänomenologie der Mathematik
- Erfahrung und kategoriales Denken
- Phänomenologie der schwachen Phantasie