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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

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FAQ

Sektionsredner

Miriam Kyselo (Osnabrück) - Curriculum Vitae
Reflexiver Monismus – Über die Vereinbarkeit von Erster- und Dritter-Personen Perspektive

Abstract

Die Beziehung von Gehirn und Bewusstsein bzw. mentaler und physikalischer Perspektive ist eines der meistdiskutiertesten Themen in der Philosophie des Geistes. Max Velmans bietet einen Ansatz, der beide Perspektiven durch ein Komplimentaritätsprinzip miteinander vereinbaren soll. Seiner Auffassung nach können weder physikalistische noch anti-physikalistische Ansätze für sich allein eine erschöpfende Erklärung dafür geben, was Bewusstsein und Geist sind. Um sich einer solchen Erklärung anzunähern, müssen beide Perspektiven gleichermaßen berücksichtigt werden. Velmans betont, dass sie in keiner Hinsicht identisch oder aufeinander reduzierbar sind. Er bezeichnet diese Sichtweise als Reflexiven Monismus. Es handelt sich hierbei um eine Zwei-Aspekte-Theorie. Der Reflexive Monismus geht davon aus, dass es eine Wirklichkeit gibt. Sie enthält reale Objekte, die unabhängig von unserem Wissen oder Erfahrungen existieren. Erste- und Dritte-Personen Perspektive sind Aspekte eines tertium quid. Dieses dritte Ding nennt Velmans das Ding an Sich oder Geist (manchmal auch Ur-Geist). Im Gegensatz zu Kant hält Velmans das Ding an Sich für erfahrbar. Es ist seiner Natur nach psychophysisch und daher können wir wahre (wenn auch partielle) Erfahrungen von ihm erlangen. Ich biete eine Analyse des Reflexiven Monismus an, die untersucht, ob Velmans Vereinbarkeitsanspruch begründet ist. Dabei gebe ich einen Überblick über die wichtigsten Aspekte seiner Theorie. Dies schließt einer Erläuterung seines sogenanntes Reflexiven Models der Wahrnehmung ein, demzufolge wir die Welt direkt erfahren und keine zusätzliche Erfahrung von etwas benötigen. Natürlich hat Velmans Sichtweise Fragen aufgeworfen. Torrance kritisiert zum Beispiel, dass die Argumente für den Reflexiven Monismus zu schwach seien, um eine physikalistische Auffassung abzuwenden. Van Gulick fragt, weshalb Velmans nur von einem epistischem Dualismus, und nicht Pluralismus ausgeht. Chrisley und Sloman werfen Velmans vor, das Prinzip der physikalischen Geschlossenheit des Universums zu verletzen. Ich möchte zeigen, wie Velmans Ansatz gegen diese Einwände verteidigt werden kann. Andererseits sehe ich Velmans Versuch, seine Theorie durch ein erfahrbares Ding an sich zu begründen kritisch. Er geht davon aus, dass das Ding an sich erfahrbar ist, jedoch nimmt er gleichzeitig an, dass es etwas gibt, das unsere Erfahrungen von ihm transzendiert. Diese Auffassung halte ich für widersprüchlich. Die Begründung meiner Kritik basiert auf Husserls transzendentaler Phänomenologie und findet Rückhalt in einer Analyse von Hans Hoche. Auch Hoche betont die enge Beziehung zwischen Reflexiven Monismus und Husserls Ansatz und er schlägt vor, die Notion des Dings an sich durch ein Noematisches Objekt an sich zu ersetzen. Ich möchte zeigen, dass Velmans Ansatz einen wichtigen Schritt zur Lösung des Problems der Vereinbarkeit von mentalen und physikalischen Erklärungen von Bewusstsein und Geist bedeutet. Dafür müssen wir jedoch die Annahme eines tertium quid aufgeben. Wir sollten uns dabei jedoch nicht in erster Linie auf den Unterschied der beiden Perspektiven konzentrieren, sondern die unterschiedlichen Objekte unserer Erfahrungen beschreiben. Es ist nicht die psychophysische Natur des Geistes, welche die Erste und Dritte-Person Perspektive hervorbringt, sondern die Abstraktionen von den verschiedenen Inhalten unserer Erlebnisse. Diese konstitutieren die jeweilige Beobachtungsperspektive. Wenn das Objekt meines Erlebens mein Bild, mein Gefühl oder mein Gedanke ist, dann spreche ich von einer Ersten-Person Perspektive. Wenn mein Erleben auf Erfahrungen Anderer, oder Dinge, die außerhalb meiner selbst sind, gerichtet ist, dann nehme ich die Dritte-Personen Perspektive ein.

Eine modifizierte Version von Velmans Ansatz leistet einen wichtigen Beitrag für die metaphyische Fundierung der Forschung über Bewusstsein und Geist. Sie ist grundlegend für eine Forschungsagenda, die Bewusstsein und Geist nicht auf Neuronenfeuer reduziert, und die Phänomenologie des Erlebens zurück in den Mittelpunkt der Forschung holt. Eine vollständige Beschreibung von Geist und Bewusstsein verlangt einen komplementären Ansatz, der sowohl die sogenannte mentale als auch die physikalische Beschreibungsebenen in sich vereint. Metzinger hat die Debatte der Philosophie des Geistes jüngst wie folgt beschrieben: Sie basiere auf der analytischen, angelsächsischen Philosophie, sei dem Physikalismus und reduktiven Materialismus verpflichtet und inkorporiere zunehmend die Forschungsfelder von Künstlicher Intelligenz, Kognitionswissenschaft und Neurowissenschaft. Deutsche- und Kontinentalphilosophie jedoch spielten höchstens eine marginale Rolle. Ich argumentiere dafür, dass die neuere und zukünftige Forschung über Geist und Bewusstsein eine andere Richtung einnehmen wird. Forschungsansätze wie Embodiment, Enactivism und Neurophänomenologie deuten auf eine Renaissance phänomenologischer Forschung hin.

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Curriculum Vitae von Miriam Kyselo

Studium:
  • Bis 2007: Philosophie, Soziologie, Psychologie, Philosophie der Kognitionswissenschaft (Berlin, Potsdam, Sussex). Abschluss: MA (Distinction)
Promotion:
  • 2010: The Enacted and Extended Self - On Describing the Constitution and the Phenomenology of the Self in Interaction with Language-based Technologies (Universität Osnabrück)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Osnabrück
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Enaktivismus, Embodiment, Extended Mind Hypothese
  • Selbst in Interaktion mit Technik und Virtualer Realität
  • Neurophänomenologie, Körper-Geist Problem
Berufliche Stationen:
  • Dezember 2007: wissenschaftliche Hilfskraft
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