Sektionsredner
Dr. Vera Hofmann (Darmstadt) - Curriculum Vitae
Das reine Streben zur Weisheit: Zur konstitutiven Funktion der Reinheitsmetapher in philosophischer Rhetorik
Abstract
Der Begriff der Philosophie wächst und gedeiht auf dem Boden des Verständnisses und der Bestimmung ihrer selbst. Indem das Denken für die Philosophie sowohl Tun als auch Gegenstand ist, beeinflußt der Entwurf ihrer selbst als das, was sie sein will, in besonderem Maße das, was aus ihr wird. Diese Verzahnung von Bestimmung, Entwicklung und Selbsterkenntnis ereignet sich in unterschiedlichen narrativen Strängen, die – nebeneinanderherlaufend, auseinanderstrebend, sich berührend oder sich überkreuzend – ein komplexes Geflecht bilden.
Das visuelle Paradigma scheint auf den ersten Blick dominant: In der Helligkeit der Metapher des Lichts werden andere Narrative beinahe ausgeblendet, doch andererseits besitzt sie gerade aufgrund ihrer Ubiquität fast keine metaphorische Kraft mehr. Neben der Selbstauslegung des Denkens als eine Art von „Erleuchtung“ lassen sich jedoch auch andere Linien verfolgen, in denen die Philosophie sich eine aktivere Rolle zuschreibt.
Aus den verschiedenen Ansätzen, in denen sie sich in ihrem Werkstattcharakter entwirft und begreift, soll in diesem Vortrag ihre Rhetorik herausgegriffen und genauer in den Blick genommen werden, in der die Philosophie zur Vorbereitung ihrer Denkgebäude errichtenden „Bautätigkeit“ sich mittels der Metapher der Reinheit den Boden bereitet und absteckt. Nach einem anthropologischen Exkurs zu „Purity and Danger“ von Mary Douglas zur Abgrenzung zwischen Reinheitsritualen und –metaphern werden verschiedene philosophische Reinigungsstrategien, die jeweils zur Erneuerung der Philosophie eingesetzt werden sollen, mit metaphorologischen Mitteln untersucht, und zwar zunächst im Hinblick auf die reine philosophische Erkenntnis bei Platon, dann auf die reine Methode bei Descartes und schließlich auf die Kritik der reinen Vernunft bei Kant.
Curriculum Vitae von Dr. Vera Hofmann
- Bis 1997: Philosophie, Germanistik, Komparatistik, Geschichte (Bonn, Paris (Pantheon Sorbonne)). Abschluss: Dr. phil.
- 1997: Gewißheit des Fürwahrhaltens (Bonn)
- TU Darmstadt
- Metaphorologie
- Sprachphilosophie
- Politische Philosophie
- 2005 - 2008: Wissenschaftlicher Mitarbeiter
- 2000 - 2004: Adjunct Assistant Professor, URI